Wenn man in einem Lexikon den Begriff Astrologie nachschlägt, so kann man z.B. folgende Definition finden:
Sterndeutung, die im Altertum und im Mittelalter von Priestern und Gelehrten ausgeübte Kunst, aus der Stellung der Gestirne (besonders Sonne, Mond, Planeten) den Charakter eines Menschen sowie Schicksal und Zukunft vorauszusagen, wobei Entsprechungen zwischen den Vorgängen im Makrokosmos und denen im Mikrokosmos angenommen wurden. Auch heute ist die Astrologie weit verbreitet, wird aber von der Naturwissenschaft abgelehnt.
(aus: Bertelsmann Universallexikon 1995)
Nach dieser Definition ist die Astrologie also im wesentlichen eine Menschenkunde, welche versucht, Charakter und Schicksal des Menschen aus dem Stand der Gestirne abzuleiten. Da sich auch die Psychologie mit dem Menschen, seinem Charakter und Schicksal befasst, sehen zahlreiche Astrologen auch stark die Parallelen zwischen Astrologie und Psychologie und schreiben daher der Astrologie den Charakter einer Lebenshilfe zu.
Eine differenziertere Aufklärung über die Grundsätze der Astrologie ergibt sich aus dem Thesenpapier astrologischer Vereinigungen, welches von allen wesentlichen Organisationen (Vereinen und Verbänden) der deutschsprachigen Astroszene unterzeichnet wurde.
Hierin werden in sieben Thesen zentrale Grundgedanken zum Wesen der Astrologie formuliert und es wird in Ansätzen ein ‚astrologisches Weltbild’ entworfen. [1]
Astrologie ist die älteste Typologie der Menschheit. Sie ist das einzige Wissensgebiet, das sich der Bewegung der Planeten und anderer Bezugspunkte unseres Sonnensystems bedient, um das Wesensgefüge eines Menschen zu erfassen.’
In dieser These wird herausgestellt, dass in der Astrologie eine psychologische Typologie enthalten ist, etwa in Form der zwölf Tierkreiszeichen. Regelmäßige Umfragen in der Bevölkerung zeigen, dass fast jeder Erwachsene 'sein' Tierkreiszeichen kennt und einige damit verbundene Eigenschaften angeben kann.
Das Horoskop als Werkzeug des Astrologen
Ein für Astrologen bedeutsamer Zeitpunkt ist der Geburtsmoment. Die kosmischen Situation dieses Moments spiegelt die Struktur des hier beginnenden Ablaufs. Das Horoskop ist die graphische Darstellung der Konstellation der Gestirne unseres Sonnensystems für den Moment der Geburt eines Menschen. Es zeigt die Konstellation so, wie sie sich einem Beobachter vom Standpunkt des Geburtsortes aus darstellt. Aus diesem Grunde ist das Horoskop geozentrisch berechnet.
Hier wird der Begriff des Horoskops eingeführt, welches das wichtigste Werkzeug des Astrologen ist. Vom psychologischen Standpunkt aus betrachtet kann man das Horoskop als ein Diagnoseinstrument ansehen.
Pluralismus und Meinungsvielfalt in der Astrologie
Wie in anderen Wissensgebieten gibt es in der Astrologie unterschiedliche Auffassungen über methodische Einzelheiten.
In allen komplexen Wissensgebieten (z.B. Philosophie, Religion und Psychologie) gibt es unterschiedliche Theorien, Konzepte und Methoden. Häufig steht dahinter ein unterschiedliches Menschenbild. Auch die Astrologie macht hier keine Ausnahme, so kennt man unterschiedliche Richtungen wie z.B.. die Klassische Astrologie, Huber-Schule, Hamburger-Schule, Kosmobiologie und Kosmobiosophie.
Grenzen astrologischer Aussagen
Für die Deutung ergeben sich klare Aussagegrenzen: So kann man keine Aussage über das Niveau (etwa der Intelligenz) eines Menschen machen, wohl aber über die Struktur (im Falle der Intelligenz etwa mehr theoretische oder mehr praktische Intelligenz etc.). Auch bei der Prognose ist nicht das konkrete Ereignis fassbar, sondern seine Bedeutung für den Menschen, die sich in verschiedenen Ereignissen manifestieren kann.
Für die seriöse Astrologie ist der Begriff der Aussagegrenze von besonderer Wichtigkeit. [2] Damit wird ausgedrückt, dass alle astrologischen Deutungen eine natürliche Grenze haben und es daher Zeichen einer schlechten astrologischen Beratung ist, wenn diese nicht deutlich ausgesprochen und berücksichtigt wird.
Um dies zu verdeutlichen wollen wir ein Beispiel heranziehen: Stellen wir uns vor, dass auf einem Bauernhof im Rahmen einer Hausgeburt ein Kind auf die Welt kommt. Stellen wir uns weiter vor, dass zur gleichen Zeit im Stall ein Esel geboren wird. Parallel dazu gründet der Hausherr gerade zusammen mit einigen Freunden eine bäuerliche Genossenschaft zum Vertrieb landwirtschaftlicher Produkte. Würde man für Kind, Esel und Genossenschaft ein Horoskop erstellen, so wäre dies (praktisch) gleich; ein Astrologe könnte daher nicht erkennen, ob das Horoskop zu einem Menschen, Tier oder einer Organisation gehört...
Weiterhin kann man an einem Horoskop nicht sehen, ob es sich beim Horoskopinhaber um einen Mann oder eine Frau handelt, welcher Rasse der Mensch angehört und aus welcher sozialen Schicht er stammt. Dass auch seine Intelligenz und sein geistiges Niveau nicht aus dem Horoskop ersichtlich ist, wurde bereits angeführt.
Da jedoch alle diese Informationen für eine angemessene psychologische und astrologische Erfassung eines Menschen eminent wichtig sind, muss der Astrologe sie im Rahmen des Beratungsgesprächs erfragen.
Es ist klar, dass daher ein ‚Blindgutachten’, bei welchem der Horoskopinhaber nicht anwesend ist, nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten bietet und bei vielen Astrologen eher auf Kritik stößt.